Ben Neumann

ERZÄHL UNS ETWAS ÜBER DICH…

Da mein Vater zur damaligen Zeit in Nürnberg gearbeitet hat, habe ich im Mai 2005 in Neumarkt in der Oberpfalz das Licht der Welt erblickt. Meine Familie stammt eigentlich aus Garmisch-Partenkirchen, wo ich seit meinem 6. Lebensjahr auch wieder lebe. Im Verlauf des ersten Schuljahres wurde im Rahmen einer Routineuntersuchung beim Augenarzt festgestellt, dass mein Sehvermögen bereits über 50% reduziert war, ohne dass ich oder meine Familie das bemerkt hatten. Nach monatelanger Diagnosesuche, wurde schließlich festgestellt, dass eine Genaberration die Zellen meiner Netzhaut absterben lässt und ich vollständig erblinden werde. Mein Restsehvermögen hat sich dann auch rasch verringert. Inzwischen beschränkt es sich auf hell und dunkel auf dem linken Auge, sowie grobe Konturen in einem winzigen Tunnel auf kurze Distanz bei entsprechend hellem Lichtkontrast. Trotz dieses Schicksalsschlags, den es erstmal zu verdauen galt, kann ich heute guten Gewissens behaupten, eine unbeschwerte tolle Kindheit gehabt zu haben. 


Aktuell bin ich noch Schüler und in meiner Freizeit dreht sich alles intensiv um Sport, meinen Begleithund und das Schlagzeug spielen. Ich fühle mich immer schon sehr wohl im Wasser. Da wir in den Bergen leben bereitet mir auch Mountainbiking und Skifahren viel Freude. Das Motto unserer Familie lautet: Wo ein Wille, da ein Weg. 

WAS BEDEUTET ES FÜR DICH DRAUSSEN AUF DEM WASSER ZU SEIN?

Im Alter von 4, ich konnte noch gar nicht richtig schwimmen, bin ich bereits mit einer Boje um den Bauch gebunden im Meer geschnorchelt. Wasser ist mein Element. Da fühle ich mich einfach wohl. Schön warm im Sommer oder eiskalt im Winter, spiegelglatt morgens auf dem See oder tosend und aufbrausend im Fluss oder am Meer vermittelt es das Wechselspiel der Kräfte der Natur. Im Wasser kann ich mich unbeschwerter Bewegen, denn es gibt dort keine Stolperfallen. Wenn ich einmal auf dem Surfbrett stehe, brauche ich keine externe Unterstützung und genieße den Moment nur mit mir und der Natur zu sein. 

WIE BIST DU ZUM SURFEN GEKOMMEN?

Zu meinem 13. Geburtstag habe ich einen Surf- und einen Bodyflying Kurs bekommen. Das Gefühl des Fliegens ist zwar unbeschreiblich, aber am Ende wusste ich: Surfen ist mein Sport. Seither surfe ich regelmäßig auf Citywaves und Riverwaves. Seit Sommer 2021 auch im Wavepool und nun auch im Meer.

WELCHE RATSCHLÄGE WÜRDEST DU MENSCHEN GEBEN, DIE WIE DU SO EINEN SCHICKSAL SCHLAG HABEN?

Das wichtigste ist sich von niemandem einreden zu lassen, dass irgendetwas nicht geht. Hat man erstmal Spaß an etwas gefunden, ist es auch völlig ok nur in kleinen Schritten voranzukommen. Ehrgeizig wie ich bin setze ich mir große Ziele, die ich vielleicht nie erreichen werde. Da ich mich jedoch über die kleinen Zwischenziele freuen kann ist der Weg das Ziel.

WAS MÖCHTEST DU ALLES ERREICHEN IM SURFEN UND DRUMHERUM?

Ich bin immer wieder erstaunt, ja sogar manchmal peinlich bewegt, wie die Menschen reagieren, wenn sie erstmal realisieren, dass der Surfer vor ihnen oder auch der Skifahrer, der sie womöglich gerade auch noch überholt hat, blind ist. Es macht mich glücklich andere Menschen inspirieren und motivieren zu können. 


Da der Surfsport olympisch geworden ist, hoffe ich zusammen mit meinen Buddies aus der Parasurfing Gruppe vom Deutschen Wellenreitverband, dass Surfen 2028 auch paralympisch wird. 



HAST DU SURFER ZU DEN DU AUF BLICKST? WENN JA, WER SIND SIE?

Ich lebe in einer Welt von Hörbüchern und Podcasts und nicht in einer Welt von Sportmagazinen, TV und Social Media. Somit kenne ich nur ein paar wenige der großen Namen der Surfszene. Meine Vorbilder sind somit die guten Surfer um mich herum. Beim Anstellen am Eisbach oder im Lineup im Wavepool schildert mir mein Guide (mein Dad) über Funk oft sehr detailliert, was es auf den Wellen zu sehen gibt. Das motiviert uns auch mein Surfen voranzutreiben. 


F: WAS SIND DEINE BISHER GRÖSSTEN ERFOLGE?

Jede neue Welle und jeder neue Spot ist für mich eine große Herausforderung. Wenn ich in der Citywave in München relativ problemlos Front- und Backside 360s mache, heißt das nicht, dass ich das auch automatisch in Berlin, Zürich oder Mailand kann. Das müssen wir uns bei jeder neuen Welle hart erarbeiten. In der Regel reisen wir nicht ab bevor es klappt.

Der Münchner Eisbach (E1) bleibt die Herausforderung meines Surflebens. Er ist jedesmal komplett anders, die Welle sehr unregelmäßig und schwer zu fühlen. Wenn ich ein paar Turns hinbekomme, grinse ich über beide Ohren.

Im Wavepool habe ich in der Pro-Session den Barrel erobert. Ein unglaubliches Glücksgefühl. Im Meer bin ich absoluter Rookie, mal schauen was geht. 

“Absolutely stoked” bin ich darüber, dass das DWV Parasurfing Team mich mit auf die WM nimmt. 


WAS WILLST DU NOCH ERREICHEN IN DER ZUKUNFT?

Jeder Mensch hat gute und nicht ganz so gute Tage. Zufrieden bin ich mit mir, wenn ich für mich und meine Mitmenschen das Beste aus jedem Tag gemacht habe. So will ich es auch in der Zukunft versuchen

LIEBER BEN, HERZLICHEN DANK UND WILLKOMMEN IN DER SURFINK CREW

Ich freue mich sehr ein kleiner Teil der Surfink Vision zu werden. “Hope to meet all of you on the waves of our beautiful Blue Planet.”